Japan IV – Letzte Tage

Nach dem sintflutartigen Regen der letzten Nacht begrüßte uns zum Glück ein freundlicher Morgen und wir konnten unsere letzten Tage bei Sonnenschein starten. Unser erstes Ziel hieß Naoshima eine kleine „Art – Island“ auf der sich mehrere Museen für moderne Kunst, schöne Strände und auch sonst viel Kunst, Skulpturen, etc. finden lassen. So radelten wir am Nachmittag unter lauter Touristen gemütlich über die schöne Insel und ließen uns ein Bier in der Abendsonne am Fischerhafen schmecken. Leider war an allen Stränden das Campen explizit verboten, aber zum Glück waren unsere Radelfreunde aus Holland schon vor uns da, haben den ultimativen Spot gefunden, und an uns weiter gegeben. So schlummerten wir sanft auf Kirschblüten gebetet über dem Meer. Nur gestört durch einen Affen der die Eindringlinge in sein Revier in der Nacht etwas genauer begutachten wollte. Am Morgen gab es dann bei strahlendem Sonnenschein Frühstück am Fährhafen.

Wir hatten geplant einmal quer durch Shikoku an die Pazifikküste zu radeln und dort eine Bekannte unseres Warmshower Gastgebers am Mt. Aso zu besuchen. Jetzt wissen wir auch wieso die wenigsten quer über die Insel, sondern eher drum herum radeln. Wir haben in zweieinhalb Tagen fünf Pässe und einige Höhenmeter überwunden und sind durch einsame Gegenden mit seit Jahren nicht befahrenen Straßen gekommen. Die erste Nacht verbrachten wir an einem netten kleinen verwaisten Campingplatz direkt am Fluß, wo wir nach einer eiskalten Dusche die verbleibende Sonne genossen. Denn am nächsten Tag war es mal wieder vorbei mit dem schönen Wetter.

In einem größeren Dorf stockten wir unsere Essensvorräte noch einmal auf bevor es so richtig in die Berge ging. Es ist echt immer wieder erstaunlich in Japan, ebene Flächen sind unglaublich dicht besiedelt, aber so bald man in die vielen Hügel und Berge kommt sieht man auf einmal keine Menschenseele mehr und die wenigen Dörfer sind nur noch halb bewohnt. In Shikoku kommt noch ein unglaublich dichter Wald dazu, der das Gefühl der Wildnis noch verstärkt. Die Straßen hier waren kaum befahren. In der Karte als große Straßen eingezeichnet waren sie in der Realität doch nur kleine moosige von Ästen übersäte Sträßchen. Ein Traum für Radfahrer! Obwohl die dunklen Wolken doch eher eine düstere Stimmung aufkommen ließen.

Am dritten Tag fuhren wir nach einigen Höhenmetern entlang eines schönen Flusslaufes hinaus Richtung Meer. Wir waren mit Chiemi, einer jungen Japanerin, die ein Jahr in Deutschland gelebt hat verabredet. Sie hat dort im Friedensdorf in Oberhausen als Krankenschwester unentgeltlich verletzte Kinder aus aller Welt gepflegt. Jetzt lebt sie im Haus ihrer Großmutter in einem kleinen Dorf, arbeitet als Krankenschwester und kümmert sich um ihre älteren Nachbarn und lernt von ihnen die alten Traditionen Japans. Wir waren nicht ihre einzigen Gäste an diesem Abend, durch Zufall waren deutsche Freunde von ihr, Magda und Jan, auch in der Gegend uns so hatten wir einen schönen Abend bei traditionellem Sushi.

Auf und ab entlang der wilden Steilküste fuhren wir am nächsten Tag und genossen die tollen Ausblicke. Unser letztes wildes Nachtlager in Japan schlugen wir an einem kleinen Strand auf. Leider war es trotz des Sonnenscheins am Nachmittag zu kalt zum Baden, aber Einschlafen bei Wellenrauschen ist immer etwas schönes. Und der frühe Morgen am Meer ebenfalls.

Jetzt waren dann wirklich unsere letzten Tage angebrochen. Wir fuhren bei starkem Gegenwind noch nach Tokushima, von wo wir die Fähre nach Wakayama nahmen. Hier haben wir uns nochmal eine Unterkunft zum „sortieren“ gegönnt und uns ein Bier zum Sonnenuntergang am Strand genehmigt. Japan hat sich zum Abschluss dann doch noch bei schönstem Wetter gezeigt. Am nächsten Tag mussten wir uns noch Kartons für unsere Räder besorgen, ein logistisches Kunststück mit dem Transport der Selbigen vollbringen, unsere Räder mal wieder zerlegen und zu guter Letzt den Bus zum Flughafen nehmen. Es blieb also zum Glück kaum Zeit für Wehmut, obwohl wir schon mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückkehren …

4 Gedanken zu “Japan IV – Letzte Tage

  1. Ja, Wehmut, stell ich mir vor, ist schon ein bisschen dabei und darf auch sein, aber wir alle freuen uns so, euch wieder in natura daheim zu haben, zu quatschen, miteinander zu leben und zu lachen und und und. Habt einen guten Flug, wir sehen uns (hoffentlich)! Mama

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  2. Ich habe mit Genuß und einer gehörigen Portion Fernweh im Bauch eure Reise verfolgt. Ich bewundere euch und beneide euch um die tollen Erfahrungen die ihr machen konntet und wünsche euch viel Glück beim Neustart in den grauen Alltag. Alles Gute Walter aus Tölz

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